Kulturlandschaft der Provinz Bali
Das UNESCO Weltkulturerbe „Indonesien – die Kulturlandschaft der Provinz Bali“ wurde 2012 gemeinsam mit 25 anderen Orten neu zum Weltkultur- bzw. -naturerbe erklärt. Der Fokus liegt hierbei auf dem Subaksystem als Manifestation der Tri Hita Karana Philosophie.
„Subak“ ist ein balinesisches Wort, das im Deutschen in etwa „Bewässerungsgemeinschaft“ bedeutet. Hiermit sind also die Personen gemeint, die gemeinsam das Bewässerungssystem der Reisterrassen nutzen, instandhalten und ausbauen. Die balinesische Philosophie Tri Hita Karana („drei Ursachen des Glücks“) strebt nach Harmonie zwischen Mensch und Gott, den Menschen untereinander sowie Mensch und Natur. Sie bildet den religiösen Hintergrund für das jahrhundertealte System aus Kanälen und Tunneln, das die Reisterrassen mit Wasser versorgt. Da die Quellen als einzige Möglichkeit zur Bewässerung für die Menschen enorm wichtig waren, entstanden dort häufig Tempel. Die Philosophie entstand aus dem kulturellen Austausch mit Indien, der auf eine zweitausendjährige Geschichte zurückblicken kann.
Die demokratische und egalitäre Gemeinschaft der Subaks ermöglicht den Bauern einen extrem ertragreichen Reisanbau. Insgesamt erfüllt das UNESCO Weltkulturerbe „Indonesien – die Kulturlandschaft der Provinz Bali“ vier Kriterien für die Aufnahme in diese Liste: Es stellt einen jahrhundertelangen Austausch menschlicher Werte bezüglich der Landschaftsgestaltung dar, ist einzigartiges Zeugnis für die kulturelle Tradition einer Zivilisation sowie für die Nutzung der Natur durch den Menschen, und steht überdies im direkten Zusammenhang mit einer aktiv gelebten Glaubensrichtung.
Erstmals schriftlich belegt sind die Subaks durch einen Erlass des Königs aus dem Jahr 1022, vermutlich bestanden sie aber bereits seit dem 9. Jahrhundert. Während zunächst hauptsächlich Quellwasser genutzt wurde, schlossen die Menschen später auch die schwer erreichbaren Flüsse durch Tunnel, Kanäle und Aquädukte an das Bewässerungssystem an. Tempelbauten belegen eindrucksvoll den hohen Stellenwert des Wassers bei der Bevölkerung; vergleichbar etwa mit dem Kult um die Nilflut im alten Ägypten. Außerdem spielen sie für die Organisationsstruktur der Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Im Rahmen der grünen Revolution, also der Einführung von Hochertragssorten in Entwicklungsländern, kam es um 1970 jedoch zu diversen Problemen, da hierbei leider oft die Folgen für die Umwelt nicht bedacht wurden.
Das zum Weltkulturerbe erklärte Gebiet umfasst eine Fläche von 19520 Hektar mit fünf Reisterrassen und den dazugehörigen Wassertempeln. Besonders beeindruckend ist der königliche Tempel Pura Taman Ayun aus dem 18. Jahrhundert, die größte architektonische Meisterleistung der Insel Bali. Der Name lässt sich in etwa mit „schwimmender Garten“ übersetzen, da das Bauwerk von Wassergräben umgeben ist, in denen Seerosen blühen. Der Glockenturm bietet einen schönen Aussichtspunkt, von dem aus die gesamte Tempelanlage überblickt werden kann. Im inneren Bezirk stehen einige Schreine, deren Türen mit detailverliebter Holzschnitzkunst geschmückt sind. Hier verehren Menschen aus ganz Bali Gottheiten, die Ahnen der Fürsten oder andere Tempel.